Nahrungsmittel 2022 mehr als 13 Prozent teurer

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    19. Januar 2023
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    NAHVERSORGT

Die Inflation in Deutschland erreichte mit einer Rate von 7,9 Prozent im Jahr 2022 ein Rekordniveau. Getrieben wurde die Teuerung vor allem durch enorme Preisanstiege für Energieprodukte und Nahrungsmittel. Verbraucherinnen und Verbraucher üben sich in Kaufzurückhaltung. Real sinkende Umsätze bei gleichzeitig deutlich anwachsender Kostenbelastung bedrohen insbesondere die Zukunft kleinerer, ertragsschwächerer Nahversorgungsbetriebe in den ländlichen Räumen.

Mit kräftigen Preiserhöhungen sahen sich private Haushalte sowie kleine und mittelständische Betriebe 2022 bei Energieprodukten konfrontiert. Nach den nun veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes verteuerten sich diese im Jahresschnitt um mehr als 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders deutlich stiegen dabei, ausgelöst durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, die Preise für Heizöl (+87 Prozent) und Erdgas (+65 Prozent). Strom verteuerte sich um mehr als 20 Prozent. - Ein Trend, der bereits seit Jahren anhält.

Nahrungsmittel wurden der amtlichen Statistik zufolge im Jahresdurchschnitt 2022 um 13,4 Prozent teurer. Zum Vergleich: 2021 stiegen deren Preise um 3,2 Prozent. Gemüse kostete nun 11 Prozent mehr. Der Anstieg lag damit leicht unter dem Gesamtjahresmittel. Überdurchschnittlich tief mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher dagegen für Speiseöle (+64 Prozent), Butter (+39 Prozent) sowie für Brot und Getreideprodukte (+13,5 Prozent) in die Geldbörse greifen. In der Folge erlebte die Hilfsorganisation "Tafel" einen nie gekannten Andrang. Einer Veröffentlichung zufolge verdoppelte sich die Zahl der Bedürftigen bei jeder zweiten Ausgabestelle der "Tafel". Aus Mangel an Lebensmittel-Spenden habe die Organisation in einigen Regionen bereits einen Aufnahme-Stopp verhängt.

Seit der Wiedervereinigung hat es keine höhere Inflation in Deutschland gegeben. 2021 lag der Wert noch bei 3,1 Prozent. Der bisherige Rekord in Westdeutschland stammt aus dem Jahr 1951. Damals lag die Teuerungsrate bei 7,6 Prozent. 

Ein Ende der rasanten Geldentwertung ist nicht in Sicht. Zwar vergünstigten sich inzwischen die Preise für Energieprodukte. Im Dezember 2022 kletterte die Teuerungsrate für Lebensmittel jedoch auf knapp 21 Prozent im Vergleich zum Dezember des Vorjahres. Die deutlich gestiegene Nachfrage nach günstig produzierten Nahrungsmitteln und die zum Teil dramatischen Umsatzeinbrüche beim Lebensmittelhandwerk, bei Bio- und Reformwaren sind Ausdruck des enormen Preisanstieges. 

Es überrascht vor diesem Hintergrund nicht, dass sich im Einzelhandel die Zahl der Insolvenzen 2022 um mehr als ein Viertel im Vergleich zu 2021 erhöhte. Seit Beginn der Corona-Pandemie schieden bereits rund 41.000 Händlerinnen und Händler durch Insolvenz oder Geschäftsaufgabe aus dem Markt aus. Unter ihnen sind zahlreiche Dorfläden. Von den noch aktiven Betrieben fühlt sich einer Umfrage des Einzelhandelsverbandes Deutschland zufolge rund die Hälfte durch die aktuellen Krisen in ihrer Existenz bedroht. Es ist zu befürchten, dass sich die Einzelhandelswüstungen nicht nur, aber vor allem in den ländlichen Räumen und in der städtischen Peripherie 2023 deutlich ausbreiten werden. Mehr Versorgungsfahrten, weniger regionale Wertschöpfung und ein unwiederbringlicher Verlust traditioneller Familienbetriebe in den Dörfern und Ortsteilen wären die Folge.

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